Der Bürokraten – Dschungel
Wer glaubt, dass die Eheschließung eine schnelle Geschichte ist, der irrt. Doch wer den Bürokraten – Dschungel versteht (oder eben auch nicht), der hat die große Prüfung vor der Ehe schon bereits bestanden.
Ich möchte hier mal unsere kleine Geschichte erzählen.
Nach einer 11 jährigen „Probezeit“ haben wir beschlossen zu heiraten. Vorweg, ich war bereits verheiratet und habe einen erwachsenen Sohn aus meiner ersten Ehe.
Also, mein zukünftiger Mann ich gingen mit Personalausweis zum Standesamt. Wir trafen dort auf einen jungen Mann, der hinter seinem großen Schreibtisch saß und uns erklärte, welche Unterlagen wir besorgen müssten.
Diese vorzulegenden Unterlagen sollten wir dann zum vereinbarten Termin am 30.05.2006 um 8 Uhr mitbringen. Da mein „Göttergatte in spe“ keinen Urlaub für diesen Termin nehmen wollte, füllte er mir die Bevollmächtigung aus, alles alleine zu managen...
Diese Neuigkeit erzählten wir dann auch seinen Eltern und baten sie, die beglaubigte Abschrift aus dem Familienbuch der Eltern aus Hinte zu besorgen. Das taten sie auch und mussten dafür 8,00 € bezahlen. Für uns hieß es dann: Ab zum Bürgerbüro Emden. Dort brauchten wir jeder eine Aufenthaltsbescheinigung, die pro Nase auch 4,80 € kostet. Zwar habe ich das nicht verstanden, aber diese Bescheinigung ist notwendig, obwohl wir beide Deutsche sind , in Deutschland heiraten und einen gültigen Personalausweis haben… Naja, die Stadt möchte sicherlich auch etwas verdienen....
Meine beglaubigte Abschrift aus dem Familienbuch der Eltern erhalte ich dann am vereinbarten Termin am 30.05.2006 um 8 Uhr (dachte ich).
Da ich bereits verheiratet war, muss ich auch das Scheidungsurteil mit Rechtskraftbescheinigung vorlegen. Da ich ja alles immer sorgfältig in meine Ordner abhefte, war das Schreiben schnell gefunden.
Also ging ich mit dem Scheidungsurteil, dem Auszug aus dem Familienbuch der Eltern und der Bevollmächtigung zum vereinbarten Termin am 30.05.2006 um 8 Uhr zum Standesamt Emden.
Dort empfing mich der nette jung Mann hinter seinem großen Schreibtisch und nahm meine mitgebrachten Unterlagen entgegen. Schließlich fragte er nach dem Personalausweis meines Verlobten, den ich natürlich nicht dabei hatte. (Wir hatten ihn ja bereits beim ersten persönlichen Gespräch dabei...) Egal. Den müsste er nun haben. Auch mein Schreiben vom Amtsgericht, worin steht, das Urteil vom ist rechtskräftig... blablabla ist nicht das Richtige. Ich bot dem netten jungen Mann an, schnell nach Hause zu fahren um die fehlenden bzw. falschen Unterlagen zu besorgen. Das würde so nicht gehen, ich bräuchte dafür einen neuen Termin. Und meine Frage, ob wir nicht alles vorbereiten könnten, dann würde ich die Unterlagen zu dem neuen vereinbarten Termin abgeben, wurde gleich abgeschmettert. Das würde so nicht funktionieren, denn ohne vollständige Unterlagen könne er nichts bearbeiten. Gegen diese Aussage kann eine deutsche heiratswillige Frau natürlich nichts machen. Ich ließ mir einen neuen Termin geben. Gleich am nächsten Tag um 8:30 Uhr könnte ich dann erneut erscheinen. Nett. Ich wusste, er ist ein netter junger Mann hinter seinem großen Schreibtisch, der leider nichts für die deutschen Gesetze kann....
Zwar konnte er auf meinem Auszug aus dem Familienbuch der Eltern ersehen, dass ich geschieden bin, doch ich brauchte trotzdem noch das Urteil „Im Namen des Volkes“. Auch reicht der Personalausweis nicht aus, wir brauchen zudem noch die Aufenthaltsbescheinigung. Alles doppelt. Egal, diese Bürokratenhürde musste ich nun überwinden!
Am nächsten Morgen dann fuhr ich erneut zum Standesamt. Gab den Personalausweis und das Schreiben „Im Namen des Volkes“ ab und wir konnten mit der Bearbeitung loslegen. Alle Angaben hätte ich auch am Vortag machen können, doch leider wurde das abgeschmettert...
Innerhalb weniger Minuten war dann die Anmeldung der Eheschließung vorbei. Ich leistete 2 Unterschriften und zahlte noch für die
Prüfung der Ehefähigkeit, deutsch Euro 33,00
Portokosten /Telefongebühren Euro 3,50
Sonstiges Euro 15,00
.......................
51,50 Euro
Dafür, dass wir nicht im Trausaal der Stadt Emden (im netten AOK Gebäude, wo auch die Versicherten rein und raus gehen) getraut werden, mussten wir die 51,50 € in Emden zahlen. Der Zuschlag für Hinte Mühle kostet dann nur noch 25 €, die wir für die schöne Mühle in Hinte auch gerne zahlen!
Eigentlich wollte ich gleich die Unterlagen direkt nach Hinte zum Standesamt bringen, doch er durfte sie mir nicht aushändigen, denn diese müssen per Einschreiben dorthin geschickt werden. Klasse. Wat bescheuert, dachte ich bei mir.
Dann noch der Posten Sonstiges.... (mein Hals wurde immer dicker und dicker....)
Immer freundlich bleiben zu dem netten jungen Mann, der ja nichts dafür kann, dachte ich bei mir..... Wir scherzten dann noch etwas. Gut dass ich keine Afrikanerin bin, denn dann hätte ich mir etwa ein Jahr lang die Füße zum Standesamt wund gelaufen. Zum Abschied schenkte er mir ein Kochbuch. Nach dem Motto: Damit ihr zukünftiger Mann nicht verhungert.
Ne, das war jetzt ein Scherz.
Das ist Deutschland.